Nach Fontainebleau ohne Abgas

Diesen Sommer besuchte ich zum ersten Mal das Boulder-Mekka Fontainebleau. Ich bin ein begeisterter Boulderer und Fontainebleau ist vermutlich das beste Gebiet der Welt. Ein Trip dorthin reizte mich seit vielen Jahren, aber einerseits kletterte ich im Urlaub lieber mit Seil, und andererseits ist es ein weiter Weg bis nach Paris. Die zwölfstündige Autofahrt schreckte mich ab. Aber es wurde mir von verschiedenen Leuten versichert, dass man gerade in Fontainebleau unbedingt ein Auto braucht.

Oder etwa nicht?

Ich habe es ohne Auto gemacht, und dazu will ich ein paar Worte schreiben.

Paris ist von Graz aus mit dem Zug außergewöhnlich gut angebunden. Ein Nachtzug geht nach Zürich, von dort braucht der TGV gerade einmal vier Stunden in die französische Hauptstadt. Nach einigen Tagen in Paris wollten wir in Bois le Roi kurz vor Fontainebleau übernachten. Von dort aus ist eine große Blockansammlung zu Fuß zu erreichen und wir hatten eine Unterkunft, die Crashpads vermietete. Das alles funktionierte reibungslos.

Das Gebiet übertraf all meine Erwartungen, ein Zauberwald mit Sandboden. Am ersten Tag hörte ich irgendwann auf, mir Kletterschuhe anzuziehen, sondern kletterte barfuß einen leichten Boulder nach dem anderen.

Nach ein paar Tagen mieteten wir außerdem noch Fahrräder, und so waren noch deutlich mehr Gebiete in Reichweite. Ein perfekter Kletterurlaub.

Warum sollte man also in Fontainebleau ein Auto brauchen? Ich verstehe, dass es Sinn macht, wenn sich die vielen Boulderer gleichmäßig auf den ganzen riesigen Wald verteilen. Eine gute Sache angesichts der Beliebtheit von Fontainebleau. Ich war jedoch vor der Hauptsaison dort, und der Andrang war überhaupt kein Problem. Wer ein Fahrrad hat, kann auch weiter entfernte Gebiete problemlos erreichen. Ich finde also, dass sich gerade Fontainebleau perfekt für eine Reise mit Zug und Fahrrad eignet.

Warum überhaupt auf das Auto verzichten? Weil es komfortabler und sicherer ist? Natürlich geht es mir auch um etwas anderes. Im Hinterkopf habe ich den Gedanken, meinen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Seit Jahren lässt mir das keine Ruhe. Ich war auf der Suche nach den Punkten, die den meisten Impact haben und habe mein Leben Schritt für Schritt angepasst. Inzwischen muss ich sagen, dass die Umstellung nicht besonders schwer war. Ich habe meinen Fleischkonsum auf ein Minimum reduziert und vermeide Flugreisen vollständig. Meine Lese- und Schreibreisen mache ich ohne Flugzeug. Darmstadt, Hannover, Berlin, Halle, alles per Zug. Unlängst eine Highlineshow in Wien: Das Material passte in einen Rucksack, der am Ende gut über 20 Kilo wog, und das neue Gebäude, das mit meiner Show eingeweiht werden sollte, war fünf Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt. Derzeit schreibe ich viel, und im Zug kann ich gut arbeiten.

Ich bin sonst kein Heiliger, was diese Dinge angeht, eher ein Suchender. Aber ich glaube, meinen Zugang empfehlen zu können: Herauszufinden, welche Aspekte des eigenen Lebensstils am schädlichsten sind und diese anzupassen. Ohne schlechtes Gewissen, sondern mit Neugierde, einen Schritt nach dem anderen.